Surrogate Cities. Nuernberg

Szenische Fassung der symphonischen Dichtung „Surrogate Cities“ von Heiner Goebbels

Mit dem großen Klangmaterial aus „Surrogate Cities“ zieht das Musiktheater in / durch die Stadt. 4 Orte stehen für die Vielfalt und die Veränderung. In Nürnberg waren dies:

die Tafelhalle – eine umgebautes Industriehalle: Früher wurde hier Metall verarbeitet, heute ist es ein Kunst-Ort.
das Brachgelände – bis vor kurzen standen hier Fabrik- und Eisenbahnhallen, in Kürze wird mit ordentlichen Wohnhäusern asphaltiert sein. Noch aber ist es ein sandig, manchmal schlammiger Un-Ort.
die Fahrt – mit Nahverkehrsmitteln an traditionellen und modernen Bauten vorbei. Mittendrin un- und nützliche Freizeitanlagen.
der Bau – die Empfangshalle der Nazigrößen bei den NS – Aufmärschen. Ein historischer Ort mit dem sich das kollektive Gewissen schwertut. 2001 entsteht auf dem Gelände das „Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände“.

Das Orchester ist ein Teil der Inszenierung. Es steht im Mittelpunkt des ersten Teils und lässt andere Künste in seinen Ritzen und Öffnungen einnisten: das Bild und den Text. Beide aber sollen wiederum nicht erklärend verstanden werden, sondern atmosphärisch Gefühle und spontan aufkommende Gedanken aufgreifen. Gefühle haben immer direkt mit Menschen zu tun; sie entwickeln, beschreiben, erleiden sie und benennen so die Stadt. Das Ensemble von Mezzosopran, Jazzsänger, Schauspielern und stummen Personen schafft und benennt diesen Umgang. Sie sind keine biographisch gefasste Menschen, sondern Namenlose. Sie stehen für uns alle, für unsere Gefühle, die wir in jeder Stadt haben; für Gefühle, die aber teilweise auch ganz speziell für Nürnberg stehen.

Heiner Goebbels Musik gibt ein realistisches, durchaus widersprüchliches, aber letztlich positives Bild von Stadt wieder. Darin gibt es nicht mehr die Geborgenheit und Sicherheit, wie das früher vielleicht einmal war. Goebbels Ausgangspunkt ist nicht der der Nahaufnahme, der subjektiven Kamera, sondern der Versuch, die Stadt als Text zu lesen, etwas aus ihrer Mechanik, Architektur in Musik zu übersetzen.

Ein Raum soll seine eigene Gesetzmäßigkeit entfalten und sich nie nur illustrativ verhalten. Die Pocket Opera Company versucht mit allen szenischen Mitteln – dazu gehören Licht, Raum, Text, Geräusch, Musik, Aktion – eine Balance zu schaffen, in der alle Einzelteile ihre Kräfte behalten.

Musik von Heiner Goebbels
Texte von Heiner Müller, Franz Kafka, Italo Calvino, Paul Auster, Hugo Hamilton et al.

Musikalische Leitung: Andrea Molino
Inszenierung: Peter Beat Wyrsch
Dramaturgie: Stella My, Barbara Weigel
Videoinstallationen: Sarah Derendinger
Klangcollagen + Tonregie: Josh Martin
Kostüme: Dorothee Meyer
Lichtgestaltung Tafelhalle: Gunnar Tippmann
Goldener Saal: Dirk Sarach-Craig

Mezzosopran: Elizabeth Lombardini-Smith
Sprechstimme: David Moss
Schauspieler 1: Butz Buse
Schauspieler 2: Norbert Mesmer

Orchester Hofer Symphoniker
Insturmentalensemble: Marion Bauer (Flöte), Helmut Bott (Oboe), Stefan Schneider (Klarinette), Gudrun Kröniger (Fagott), Mirjam Kühne (Horn), Christoph Braun (Trompete), Matthias Jann (Posaune), Hans-Joachim Sordel (Tuba), Robert Kremling, Anton Khananayev (Schlagzeug), Julio Mirón (Klavier), Zsuza Zsizsmann, Jesica Hartlieb (Geige), Reingard Krämer (Bratsche), Ursel Bolz (Cello), Sandra Cvitkovac, Rolf Schamberger (Kontrabass), Volker Böhm (Sampler)

Personen 1- 10 Nina Baruschka, Santtu Brüßhaber, Günther Gebhardt, Christina Geißler, Jorge Gonzales, Daniel Hiller, Anja Masopust, Agron Polluzha, Tuba Senol, Nicole Vogel

Sprecher der Toneinspielungen: Carolin Lindig, Susanne Schlund, Reiner Kretschmann
Sprecher Busfahrer: Dr. Thomas Förster

Korrepetition: Julio Mirón
Regieassistenz: Adrian T. Mai

Projektleitung: Doris Groß
Produktion: Thomas Dietrich (Ltg), Susanne Schlund, Anke Wolter

Technische Gesamtleitung: Patrick Fuchs

Tafelhalle
Technische Leitung: Gunnar Tippmann
Ton: Bernd Distler, Lothar Schrems
Licht: Max Schubert
Video: Harald Zimm

Goldener Saal
Ton: Helmut Meier
Bühne: Christian van Loock
Licht: Christine Auernheimer
Video: Wolfgang Meyer

Schneiderei + Maske: Barbara Schmidt
Einrichtung des Video-Installations-Raumes: Marion Menziger

Ein Auftragswerk der Stadt Nürnberg im Rahmen des MeisterSinger Festivals

In Koproduktion mit der Tafelhalle Nürnberg, den Museen der Stadt Nürnberg, dem elektronischen Studio der Musikhochschule Basel.
Unterstützt von der Deutschen Telekom, dem Novotel Nürnberg, dem Fränkischen Überlandwerk, den ‚Förderern der Neuen Oper‘