Pocket Opera zum Thema Sexualität. Die Partitur: sieht Vokalsolisten, ein Instrumentalensemble und Elektronik (auch Live-Elektronik) vor. Eine Schauspieler und ein Tänzer begleiten das Ensemble.
Die Oper: ist für einen unorthodoxen Spielort vorgesehen und wird mit Effekten wie Fotografie, Television, Comic arbeiten.
Die Company: Vier Sänger in vielen verschiedenen Rollen, eine Schauspielerin in der Rolle einer jungen Frau, die sich an die Öffentlichkeit ranschmeißt. Ein Tänzer, der ein Beobachter ist.
Die Bühne: eine weiße Bühne mit einer schräggestellten Leinwand als Hintergrund. Leicht und angenehm. Die Musiker gehören mit zur Szene.
Der Ablauf: Heiter und verspielt ist der Beginn mit dem gesamten Ensemble. Der ganze Abend atmet viel Atmosphäre.
Ein ernstes Gesicht erscheint. Er schaut in eine fremde Welt, ein indischer Mann bringt Wasser auf die Bühne. Eine glitzernde Wasserfläche schiebt sich nach vorne. Auf zwei Girls gehen bunte Farbpigmente wie ein Regen nieder. Sie feiern ihren Körper. Benetzte Haut lässt ihre Körperformen erahnen. Die Körper gehen über in ein Love-in auf einem indischen Tempelfries. Der Beobachter atmet mit.
Abrupter Wechsel. Eine mittelalterlichter Steinmauer trennt zwei Menschen, die sich eingezwängt fühlen. Sie begehren sich, sie leiden in zwanghaften Kerkern; ihre Körper begehren sich, ohne Chance. Ihre Spiritualität ist umso stärker. Die Einsamkeit der Seelen widerspiegelt eine immer weiter werdende eine verlorene Landschaft. Unendlich. Der Beobachter atmet mit. Er entledigt sich ganz langsam der Kleider. Er findet in einem Tanz zu sich selbst. Er ist ganz Mensch, mittlerweile nackt. Er fühlt sich gut und mit sich in Einklang. Er erkennt sich im Wasser. Das Wasser bewegt sich, die Identität verschwimmt: wer bin ich, was fühle ich.
Der Mann ist schön. Er wird begehrt. Die Frau ist ganz verrückt nach ihm. Er aber ist ganz bei sich – verliebt in seinen Körper. Eine andere Frau beobachtet die erregte Frau. Sie begehrt diese. Alle drei Personen bleiben bei sich in ihrem Begehren.
Schnitt. Zwei lachhafte Fettwänste mit medizinischen Utensilien beherrschen die Szene. Grotesk und grausam zugleich. Sie versuchen sich gegenseitig Pillen in den Mund zu stopfen. Zwei alte Vetteln erscheinen als Schattenriss. Ein Getränk der Medizin lässt sie jung und begehrenswert erscheinen. Heitere Stimmung.
Schnitt. Dunkelheit total. Schnelle Bilder begehrenswerter Körper bieten sich an. Eine Frau erzählt von Telefonsex. Mehr Stimmen dringen von überall in den Raum. Sie wollen unbedingt was erzählen, Sexuelle Erlebnisse, die Suche, die Geilheit, die Forderung, Stimmen überschlagen sich, grelle Töne. Schreie. Bilder – Körper häufen sich, überstürzen sich. Eine klaustrophobische Atmosphäre.
Schnitt. Die Frau in Leder und Lack erscheint, laut, fordernd, aufgeilend. Sie bietet ihren Körper an. Sie leuchtet. Figuren erscheinen. Deformiert. Künstlich. Abnorm. Die Körper außer Kontrolle, machen das Publikum an. Der Beobachter von früher ebenfalls im Publikum. Er geht auf das Spiel ein. Er nimmt ihre Deformation auf, wird ein Teil von ihnen. Die Frau verspricht, was sie nie halten kann. Sie ist Teil des Systems. Zwanghaft. Der Zwang geht auf den Beobachter über. Er löst sich aber davon und sucht den idealen Menschen, wie ihn Leonardo da Vinci in der Figur des Vitruv geschaffen hat. Doch die verheißene Ruhe fällt aus dem Gleichgewicht. Ein sensueller Tanz zwischen der Frau und dem Beobachter beginnt. Man und Frau begegnen sich, finden zu sich, spüren sich. Die Berührung führt zur großen Harmonie.
Claudio Ambrosini
…lebt in Venedig. Ambrosini schrieb Vokalwerke, Instrumental- und Elektronik-Kompositionen. Seine Kompositionsweise zeichnet sich durch ein hohe linguistische Perspektive aus. Ambrosini gewann auf vielen internationalen Festivals Preise, u.a. am Festival di Musica Contemporanea an der Biennale in Venedig, in Strassburg, Avignon, Bruxelles, Montreal, Madrid, Prag, Huddersfield. Er erhielt Kompositionsaufträge von der RAI, WDR Köln, NDR Bremen, vom Ministère de la Culture Francaise. 1976 initiierte er die Beschäftigung mit Computermusik an der Università di Padova (Centro di Sonologia Computazionale). 1996 erschien „Il giudizio universale“, opera buffa. 1998 wurde am Schlosstheater in Ludwigsburg „Casanova Gala“ als szenisches Konzert aufgeführt.
Komposition und Libretto: Claudio Ambrosini
Regie: Peter Beat Wyrsch
Dirigent: Stefano Celeghin
Ensemble: Orchestral Contemporain
Ausstattung: Evelyn Straulino
Techn. Bühnenausstattung: Gerd Frese
Lichtdesign: Herbert Cybulska
Videogestaltung: Thomas Krol, Mercedes Blasco
Anna Schmutz-Lacroix, Schauspielerin
Annie Vavrille, Mezzosopran
Sonia Visentin, Sopran
Claude Darbellay, Bassbariton
Philippe Do, Tenor
Andonis Foniadakis, Tänzer
Oper in Lyon
Uraufführung
24. März. 2006 / 21:00
weitere Vorstellungen
25. März 2006 / 18:00
26. März 2006 / 14:30
Kulturforum Fürth
Premiere
6. April 2006 / 20:00
weitere Vorstellungen
7. / 8. April 2006 / 20:00
Eine gemeinsame Produktion von GRAME, Centre national de création musicale Lyon, Pocket Opera Company Nürnberg, fabrica Catena di Villorba. In Zusammenarbeit mit Stadttheater Fürth und Solistes de Lyon Bernard Tétu Lyon und der Opera National de Lyon, The Found for Lyric Creation, Teatro Comunale di Treviso. Mit Unterstützung der EU im Rahmen „Culture 2000“
Internationale Auszeichnung für die Musiktheaterproduktion „Il canto della pelle (SEX unlimited)“ der Pocket Opera Company Nürnberg:
Die Musiktheaterproduktion „Il canto della pelle (SEX unlimited)“ aus dem Jahre 2006 der Pocket Opera Company Nürnberg wurde 2008 vom Internationalen Theater Institut / Deutschland – Music Theatre Now ausgezeichnet. Diese in Koproduktion mit Grame, dem Centre national de création musicale Lyon und der fabrica Carena di Villorba und in Zusammenarbeit mit dem Stadttheater Fürth, der Opera National de Lyon, dem Teatro Comunale di Treviso und mit Unterstützung der EU im Rahmen „Culture 2000“ entstandene Oper von dem zeitgenössischen, italienischen Komponisten Claudio Ambrosini, wurde in der Regie von Peter Beat Wyrsch und der Ausstattung von Evelyn Straulino in Lyon am 24. März 2006 uraufgeführt.
Weitere Informationen unter http://www.iti-germany.de/musictheatrenow/